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01AitaFluryLinthstegPanorama
02AitaFLuryLinthstegmitBunker
01AitaFluryLinthstegGR
02AitaFluryLinthstegAnsicht
03AitaFluryLinthstegSchnitt
04AitaFluryLinthstegDetails

Ausgangslage

Die Taxonomie der Linthebene ist bestimmt durch eine möglichst gerade Führung des Wassers mit klar akzentuierten Uferkanten – die Übergänge zwischen Wasser und Land sind durch die Geometrisierung eher hart. Einseitig am Wasserlauf erstreckt sich das Vorland, welches nicht aufgeschüttet ist, sondern sich im Laufe des 19.Jh. allmählich ergeben hat.  Der Wettbewerbsperimeter zeichnet sich im Besonderen durch den Bunker als auch die Nähe des weichen, allmählichen Überganges von See zu Fluss aus. Der neue Linthsteg wird zwei unterschiedlich geartete Ufer verbinden: der südlich der Linth gelegene Landschaftsraum mit seinen Naturwegen und der nördliche Dammgehweg an der Weesener Peripherie. Der neue Steg wird in seiner Silhouette markant und von weitem wahrgenommen werden, sowohl vom nördlichen Uferweg als auch vom See aus.

 

Neuer Linthsteg – topografische Setzung in Stahl

Der Entwurf sucht nach einer möglichst selbstverständlichen Eingliederung, einer „topografischen Setzung“ des Stegs in die Umgebung: das Ziel einer sinnfälligen Länge und Integration der Rampen bei den beiden Widerlagern, sowie eine „harmonisch austarierte“ Silhouette des eigentlichen Stegs selber stehen im Vordergrund.

 

Das Tragwerk des Zweifeldträgers besteht aus einem polygonalen Stahlhohlkasten, der sich gegen die Widerlager hin leicht verjüngt und unter Berücksichtigung des einzuhaltenden -nicht symmetrischen!- Freiraumprofils als sanft geschwungener, schlichter Bogen die Linth überspannt.  Die Anlage eines einfachen Beton-Pfeilers an der Peripherie des Vorlandes teilt die Spannweite in zwei optisch ausgewogene Felder von 63.7m und 24.4m auf. Das Gehlinienprofil variiert im Randbereich zwischen angenehmen 6% - 8% Steigung, was erst durch eine geschickte Wahl der Gehweg-Höhenlage in den Bereichen der Widerlager möglich wird. Durch die Reduziertheit und die harmonische (unbucklige) Linie des Tragwerks selber, sowie durch die Durchlässigkeit des einfachen Staketengeländers bleibt das Spektakuläre weiterhin den Wahrnehmungsphänomenen des (untiefen) Raumes des Bergmassivs und der changierenden Wasseroberfläche im Hintergrund vorbehalten.

 

Das Material Stahl ist - trotz Landschaftsraum - nicht kontextfremd, sondern rekurriert durchaus auf die vorgefundenen Typologien: In der Nähe des Linthstegs befinden sich die bemerkenswerten Stabbogen-Eisenbahnbrücken der Biberlikopf- und der Gäsibrücke oder z.B. auch die filigrane Stahlbogenkonstruktion des Linthstegs zwischen Mollis und Näfels.

 

Widerlager

Vor allem die südliche Uferseite bietet durch die Besonderheit des Bunkers die Möglichkeit eines ortsspezifisch einmaligen Brückenauftaktes, das für den Steg identitätsstiftend wird: Das linke Widerlager wird aus der polygonalen, von Inversionen geprägten Abwicklung der monolithischen Bunker-Skulptur (fast ein Chillida!) in Form einer „Nase“ heraus entwickelt: Das Betonwiderlager und der Rampenkörper selber werden dadurch materiell und optisch mit dem Bunker zu einer Einheit verschliffen. Die abgeknickte Führung der Rampe passiert in direkter Adhäsion an die vorgefundene Bunker-Geometrie und in Relation zum markanten Einzelbaum, was zu einem „schwingenden“ Brückenabgang führt: Die Fussgänger Richtung Gäsi verschwinden beim Abgang kurzzeitig hinter dem Bunker um gleich wieder aufzutauchen.

 

Aus der Logik des südlichen Betonkörpers wird auch die Nordseite entwickelt: Ein einfaches, direktes Ankommen auf dem Dammweg verlangt einen möglichst reduzierten Betonkörper, der sowohl Abgänge als auch Widerlager leisten kann.

 

Insgesamt führt die Gerichtetheit der beiden Rampenkörper zu einer leichten Betonung der Verbindung Weesen – Landschaftsraum Gäsi – die jeweils andere Richtung profitiert im Gegenzug von der Direktheit der Treppenaufgänge.

 

Bepflanzung

Die historische Funktion des Bunkers als Ort der Camouflage ist aufgehoben – als neuer Nukleus des südlichen Widerlagers wird er zum selbstbewussten und inszenierten Brückenkopf, was eine Neuinterpretation des Bepflanzungskonzepts nach sich zieht: die spröde Tundrabepflanzung wird komplett entfernt, sodass die mächtigen Uferbäume eine auftaktgerechte Torsituation inszenieren und, den Blick aufs gegenüberliegende Ufer freigebend, die Gesamtlänge des Linthstegs in einer heftigen Schrägansicht erfahrbar wird.

 

 

Linthsteg

Wettbewerb

Weesen 2012

 

Ingenieure:

Walter Bieler AG

 

Architektin:

Aita Flury

 


AitaFluryLinthbrucken

Benachbarte Brücken über die Linth