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Umbau eines Wohnhauses

Bei der Bauaufgabe handelt es sich um die Anpassung eines Wohnhauses aus dem Jahre 1903/1970 auf heutige Wohnbedürfnisse einer jungen Familie. Jeder Umbau, unabhängig von seiner Grösse, beinhaltet die Auseinandersetzung mit der grundlegenden Frage nach der Beziehung zwischen Alt und Neu. Es geht dabei stets darum, wie respektvoll sich ein Projekt dem Bestand, dem traditionell Vorhandenen nähert, dieses aufnimmt und gleichzeitig transformiert. Oder wie es Hermann Czech einst formuliert hat: „Die Fortsetzung des Vorhandenen besteht in der Bildung einer neuen Einheit auf höherer Ebene.“ Diese ist nicht explizit: Das Neue steht nicht neben dem Alten, es wächst vielmehr daraus hervor, ist mit diesem aufs Engste verwoben.

 

Der Entwurf integriert sowohl die Originalsubstanz, als auch die späteren, additiven Eingriffe aus den 70-er Jahren. Während aussen nur leicht justiert wird, wird innen neu formuliert: Im EG wird der Mittelkorridor, welcher den fast quadratischen Grundriss zonierte, zugunsten eines offeneren Raumgefüges praktisch aufgelöst. Ein neuer Unterzug aus Holz, der auf einer kräftigen Holzstütze aufliegt, fängt das 1.OG statisch ab und lässt gleichzeitig die ehemalige Zellenstruktur aufscheinen. Die Stütze selber wird zum zentralen Motiv des offenen Ess-Wohnraums. Der Raumeindruck des 1.OG wird durch die Aufweitung des Mittelkorridors zu einer offenen Spielzone im Süden dynamisiert.

 

Grundsätzlich dreht sich jeder Entwurf um die Verhandlung der Fragen nach Ruhe versus Dynamik, Offenheit versus Geschlossenheit, Isolationsgrad versus Verschränkungsgrad. Wie grosse Öffnungen erträgt eine Wand, sodass sie optisch noch stabil ist? Welche Elemente sind in diesem Sinne möglich, um den Verschränkungsgrad von Innen und Aussen zu erhöhen? Im EG bildet neu ein schwebendes Betonpodest in Kombination mit einem Schiebefenster mit umlaufenden Gewände den dezenten Zugang zum Garten. Obwohl es sich in Art und Grösse von den bestehenden Sprossenfenstern aus den 70-er Jahren deutlich unterscheidet, wirkt es nicht fremd. Das Haus wird dadurch individualistischer, ohne eine gewisse Tradition zu verlassen: es bleibt dem Grundton des Bestandes verpflichtet.

 

Das Projekt zeigt ein paar anachronistische Aspekte: Nachhaltigkeit wird in der räumlichen Stärkung einer Einzelbaute eines historischen Quartiers gesucht, dessen Ensemble-Wert aber noch nicht erkannt worden ist. Die statisch konstruktive Formfindung spielte für das Raumkonzept eine zentrale Rolle und wurde nur durch kluges, kulturgeschichte-integrierendes Ingenieur-Denken möglich. Die Einbaumöbel, als wesentliche Bestandteile des „Raumplans“, stehen auch nicht für die heutige Tendenz nach Flexibilität/Neutralität. Vielmehr suchen sie das Bestimmte.

 

Wichtigste Voraussetzung für die bis ins Detail stringente Umsetzung eines Entwurfs in einem solch kleinen, privat-intimen Massstab ist eine Bauherrschaft, die auf hohem Niveau an räumlichen Fragen interessiert ist und eine entsprechende Sensibilität und Offenheit mitbringt. Der Raumeindruck bei solchen Eingriffen wird stark von den Einbaumöbeln, der Küchengestalt, von den Farben und Materialien geprägt - lauter hochsensible Kompetenzgrenzgebiete!

 

 

Umbau Haus Segat

Wettingen 2019

 

Architekten:

Aita Flury, Giger Nett GmbH

 

Ingenieure:

Conzett Bronzini Partner AG

 

Auszeichnungen:

Bau der Woche Swiss Architects

Mai 2020

Best Architects 2022

 

Publikationen:

Tec 21, Juli 2020

db-Metamorphose 9/20

'Best Architects 22',
Düsseldorf 2021, 
S. 402–405 


Wohnzimmeralt HausSegat AitaFlury

Wohnzimmer vor dem Umbau